ASCHAFFENBURG REDE

Elisabeth Claus
Vorsitzende Neuer Kunstverein Aschaffenburg

Anmerkungen zum Ausstellungskonzept „Artist/Don Quixote“

Der Künstler Ahmad Rafi ist dem Neuen Kunstverein Aschaffenburg schon viele Jahre verbunden – mit Performances, Beteiligung an Gruppenausstellungen, Projektideen – und so traf er bei uns auf ein offenes Ohr, als er vor fast drei Jahren die Idee zu „Künstler – Don Quijote“ vorstellte.

Sein Konzept, ihm bekannten und mit ihm befreundeten internationalen KünstlerInnen die Frage zu stellen, wie sie ihre gesellschaftliche und existentielle Rolle als Künstler definieren – gespiegelt in der Gestalt der literarischen Figur – , klang spannend. Auch dass mehrere Ausstellungsorte miteinbezogen werden sollten.

Der Titel „Artist/Don Quixote“ ist keine Behauptung, sondern die Frage, wie und wo sich KünstlerInnen heute verorten können in einer Situation, die geprägt ist von einem hypertrophen, kommerziellen Kunstmarkt und ständigen medialen Veränderungen – um nur einige heutige Herausforderungen zu nennen. Befinden sie sich nicht in einer existentiellen Situation, die diese Verortung als aussichtslosen Kampf erscheinen lässt?

Das teilnehmende Künstlerduo Greff und Breuer formuliert darauf eine mögliche Antwort:

„Wie auch die Romanfigur des Don Quijote durchkämmen wir (fiktiv) die inneren und äußeren Landschaften, kämpfen uns durch das Chaos, rennen Sehnsüchten hinterher. Der Besucher wird im gegebenen Konzept Teil der Inszenierung und ist dazu aufgerufen, seinen Weg durch die vermeintliche Wirrnis zu suchen. Auch er befindet sich auf einer Reise auf unsicherem Grund, mit unsicherem Ziel. Rezipient trifft Produzent!

Die „gebaute“ Raumsituation projiziert den täglichen, biographischen Grenzgang des künstlerischen Egos. Es ist der Wettlauf gegen die Zeit, ein Wettlauf gegen das eigene Scheitern und zugleich gegen die Ignoranz und Intoleranz in einer von medialen Effekten gebremsten Zivilisation.“

Dass neben den hier angesprochenen Installationen vor allem auch Performances geplant waren, ist in diesem thematischen Zusammenhang konsequent: lässt diese Kunstform selbstreflexive Experimente der Befragung um die Möglichkeiten der Kunst zu und ist Ausdruck des Ringens um ein neues Selbstverständnis. (Außerdem konstatiert die Kunstkritik, dass Perfomances eine Form des Aufbäumens gegen die Kulturindustrie seien, da sie dem Markt ein verkaufbares ästhetisches Objekt entziehen: siehe Kunstforum Bd. 143, S. 180)

Ob Malerei, Installation, Performance oder Film – es geht den KünstlerInnen darum, eine Wahrnehmungsebene zu finden, in der eine Versöhnung, eine Einheit von Illusion und Realität möglich zu sein scheint. Auch wenn dann Hoffnungen entzaubert werden und wir bittere Wahrheiten aushalten müssen.


Aschaffenburg, Juli 2019