Vorwort
Ramiro Villapadierna
Direktor des Instituto Cervantes in Frankfurt am Main
Don Quijote ist der einzige Ritterroman der Geschichte, der auch heute, vier Jahrhunderte nach seinem Erscheinen, immer noch Jahr um Jahr neu übersetzt und aufgelegt wird.
Dieser so genannte „erste Roman überhaupt“ ist nämlich eigentlich eine Geschichte über das Leben: über das ersehnte, erlebte und erlittene Leben eines jeden Menschen, unser aller Leben, und somit zutiefst demokratisch.
Was auf den ersten Blick wie die banale Geschichte eines Narren – eines Eulenspiegel oder Simplicissimus – erscheint, ist in Wirklichkeit eine philosophische Apologie der Vernunft, ein Buch, in dem die ganze Welt enthalten ist.
Der kastilische Held ritt auf der Schwelle zwischen Mittelalter und Neuzeit. Und er ist ein moderner Held, weil er den Einzelnen gegen die Masse und gegen die Welt stellt, weil er die Freiheit als das wertvollste und höchste Gut verteidigt, weil er den Willen zur Tat, zur Veränderung verkörpert; und weil er – und das ist hochaktuell – darauf besteht, die Welt durch seine Sinne zu erfahren, und das Erleben der wahren Wirklichkeit den falschen, fabri- zierten Wirklichkeiten entgegensetzt, mit denen wir uns so gerne selbst betrügen. Der Don Quijote gilt als bester Roman aller Zeiten, was daran liegen mag, dass er von dir und mir erzählt und zugleich von der gesamten Menschheit. Deshalb lebt dieser Held für alle Zeiten in jedem einzelnen Leser und seinem alltäglichen Kampf fort. Seine Geschichte ist nicht zu Ende, sie wird niemals enden.
Das Instituto Cervantes Frankfurt hat den international renommierten Künstler Bernardí Roig (Palma de Mallorca, 1965) gebeten, sich an dem europäischen Projekt “Künstler Don Quijote” zu beteiligen, mit seiner Interpretation der Mühen und Geschicke des Menschen, der gegen die Realität und die Mächte dieser Welt ankämpfen muss wie einst der fahrende Ritter Don Quijote. Denn wir alle sind Don Quijote, an jedem einzelnen Tag unseres Lebens.